Sonntag, 3. Februar 2013

Eine hässliche Entdeckung


Da war ein Moment Stille in der Leitung, als ich am Montag „Herr Weng, wir brauchen Sie ganz dringend, wir haben Schimmel im Schlafzimmer!“ gesagt hatte. Denn DAMIT hat nun mit Sicherheit NIEMAND von uns gerechnet – nachdem wir das ganze Projekt von Anfang an stark auf die Vermeidung exakt dieser Thematik ausgelegt hatten, alles diffusionsoffen, keine Schränke an den Außenwänden, entsprechende Lüftungsstrategie, Überprüfung der Klimaverhältnisse mittels Datenlogger etc. Das war irgendwie schon ein bisschen ein Schock, als wir uns vor einer exakt einer Woche dieser Entdeckung:


stellen mussten.

Es handelt sich um die Außenwand Richtung Straße und wir hatten hier in immerhin 10 – 15 cm Abstand ein 80 cm hohes Schränkchen stehen. Das (im übrigens ebenfalls an der Seitenwand bereits angegriffen war) haben wir sofort weg geräumt und dann auf Herrn Weng gewartet, der Donnerstag zur Beurteilung kam. Bis dahin hatten wir auch schon eine Theorie, da hier nämlich die Bodenplatte des Balkons endet – eine klassische Kältebrücke. Die Messung der Wandtemperatur und der Feuchtigkeit hat dann Aufschluss gebracht: Diese Wand ist im befallenen Bereich fast 4°C kälter als die anderen und damit auch deutlich unter der Norm. Und klatschnass. Wobei die Messung der Feuchtigkeit ein interessantes Muster (siehe Linien) ergeben hat:


Sprich: Wir haben hier relativ klar abgetrennte Bereiche nach oben und unten. Nur durch eine Kältebrücke lässt sich das nicht erklären. Nein, die bittere Wahrheit ist, dass der Balkon wohl nicht richtig abgedichtet ist. Dass der wohl nicht ganz koscher ist, war bekannt – aber niemand hätte mit diesen Auswirkungen gerechnet, vor allem, da die Wand bei der Renovierung keinerlei Auffälligkeiten gezeigt hatte. Aber: Bisschen veränderte Nutzung, bisschen andere Bedingungen, ein paar mächtig kalte Tage wie die vor Weihnachten – und BUMM! L Vermutlich auch ein paar Steine, die Feuchtigkeit ziehen.

Da wir ja messtechnisch einigermaßen vernünftig ausgestattet sind, haben wir die Wandtemperaturen auch nochmals mittels Infrarotthermometer verfolgt: Im Bereich des Schimmelfleckens lag die Temperatur fast 4°C unterhalb der Werte in der Mitte dieser Wand. Die Ecke liegt dazwischen.

Wir hatten auch gleich am Sonntag nochmals einen Datenlogger ins Schlafzimmer gelegt, aber der hat eigentlich nur unsere konstanten und doch eher niedrigen Feuchtigkeitswerte (blau) bestätigt – wir liegen meist zwischen 55 und 50 % rel.:


Also waren auch mit einem Schlag alle schönen Bastelpläne hinfällig und der Plan für den gestrigen Samstag stand fest:


Mechanische Entfernung mit gleichzeitiger Absaugung – so sieht der Schimmel keine Notwendigkeit, heftig zu reagieren (im Gegensatz zu anderen Methoden, z. B. dem Aufsprühen von Schimmeltod, das den Schimmel veranlasst, mit letzter Kraft in letzter Sekunde noch unendliche Mengen von Sporen abzustoßen) – natürlich trotzdem mit Atemschutz, Abdeckung und hinterher ausführlichen Putzaktionen.

Immer wieder erstaunlich, wie schnell man ein normales Zimmer wieder in eine Baustelle verwandeln kann:


Die Temperaturen lagen an der offenen Wand übrigens so ungefähr 1,5°C unter den zuvor gemessen auf dem Putz. Eine Veränderung nach einem Tag hat sich nicht feststellen lassen.

Tja, das wird eine größere (und teure) Angelegenheit. Jetzt müssen wir mal wieder mit Handwerkern reden, Termine planen etc. Und der Vorgarten, den wir eigentlich im März anlegen wollten, fällt dieser hässlichen Entdeckung auch zum Opfer…
So ist das mit alten Häusern halt manchmal, das gehört eben auch dazu.

L

P.S.: Dafür ist unser Heizkörper am Freitag abgedichtet worden. 

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