Sonntag, 7. April 2013

Ein selbstgebauter Hobel


ist eine feine Sache. Mal ganz grundsätzlich gesehen. Die Frage ist natürlich, ob man sich das ohne Not antut. Wenn man die Preise für gebrauchte Hobel bei ebay in Betracht zieht, ist alleine das Material erheblich teurer als ein kompletter Hobel. Bei Spezialitäten sieht die Sache anders aus.

Konkret ging es um folgendes Problem:


Der Maler hatte beim Lackieren der Türen eine Reihe von Lackflecken auf den frischgeölten Dielen hinterlassen. Als wir das bemerkt haben, war es zu spät, um diese mit Lösungsmitteln zu entfernen. Die Hemmschwelle, dem grade renovierten Boden mit scharfem Werkzeug zu Leibe zu rücken erwies sich als ziemlich hoch. Ich habe fast ein Jahr gebraucht, um sie zu überwinden ;-)

Die Flecken einfach mit einem Stechbeitel wegzuschaben erschien mir aber immer noch zu riskant. Nach längerem Überlegen [sic] erschien mir ein sehr schmaler Ecken-Simshobel das geeignete Werkzeug zu sein. Den gibt es natürlich nicht zu kaufen, also ist basteln angesagt ;-)

Das war leider nicht ganz so einfach, wie gedacht: Die ursprüngliche Idee, eine angeschliffene Feile per Schraube auf einen schmalen Holzkörper zu klemmen, scheiterte an der dafür notwendigen Bohrung. Ich hielt das für eine gute Gelegenheit, meine irgendwann mal günstig erstandenen VHM-Bohrer auszuprobieren, was zunächst auch ganz gut funktionierte. Doch als der Bohrer mit der Spitze durch die Feile durch war, verhakte er sich und *knack*, das war's für Feile und Bohrer :-(

Nach einem Abend Frust und der kurzen Versuchung, die zerbrochene Feile (zu dem Bohrer) in den Müll zu werfen dann die Idee: Warum nicht aus der Not eine Tugend machen !

Was ich eigentlich haben wollte, war kein "echter Hobel", sondern ein Werkzeug, mit dem ich feinfühlig quasi am Holz vorbei den Lack wegschaben kann. Das bedeutet, ich muss die Einstellung des Eisens während der Arbeit jederzeit um ein ganz klein wenig ändern können. Das wurde mir klar, als ich das Eisen nur per Hand auf dem "Hobelkörper" fixiert an einem Holzstückchen getestet hatte, um herauszufinden, ob der Anschliff passt.

Die Lösung sieht man oben. Das abgebrochene Stückchen Feile (Fase nach unten, sieht man deshalb nicht) mit Teppichklebeband auf den Körper geklebt, darauf dann wieder mit Klebeband ein Stückchen Holz. 

Durch entsprechenden Druck mit dem Finger auf das Holzstückchen kann man sehr feinfühlig die Position (Tiefe und Winkel) des "Hobeleisens" beeinflussen und so ganz genau dem krummen Holzverlauf der Bodendielen folgen. 

Bei den ersten Tests gelang die Entfernung der Farbe dann auch praktisch ohne Verletzung des Bodens, hier sieht man das Ergebnis direkt nach dem Abtragen der Farbe. Es ist zwar erkennbar, wo gekratzt wurde, das liegt aber hauptsächlich an der jetzt unterschiedlichen Rauhigkeit der Oberfläche.



Behandelt nur mit etwas Parkett-Pflegemittel ist das auf dem Foto schon fast nicht mehr erkennbar, in Realität muss man schon sehr genau hinschauen. Ich denke, dass leichtes Verschleifen mit einem haushaltsüblichen Stahlwolle-Schwämmchen und danach eine Behandlung mit Wachs-Auffrischer ein unsichtbares Ergebnis erzeugen werden.


Leider hat die Zeit nicht mehr gereicht, um alle betroffenen Stellen zu behandeln, das (und das ist der eigentliche Grund, warum ich mich bisher nicht daran gemacht habe) sind nämlich eine ganze Menge ...
aber nicht mehr lange und die Spuren des Malers sind getilgt !

Till

1 Kommentar:

  1. ..soetwas kannst du auch sehr gut mit einem Stück von einer Karosserie Feile machen ;-)

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